Revolution

So, letzte Woche war noch alles lustig und yeah, Student*innen stehen auf gegen Ungerechtigkeit, viva la revolución!

Die Quote besagt, dass Kinder und Enkelkinder der Freiheitskämpfer aus dem Unabhängigkeitskrieg in den 1970ern bevorzugt hochwertige Beamtenjobs bekommen, in Summe sind das über 50% der Jobs. Dagegen sind sie auf die Straße gegangen, was relativ zügig hart mit Militär zurückgeschlagen wurde. Bei mir, die ich in der Bubble in der Bubble wohne, war es komplett ruhig, da war nichts los. Bei Kolleg*innen von mir, insbesondere den nationalen Kolleg*innen, die etwas außerhalb unserer Bubble wohnen, waren in der Straße Straßenschlachten, Student*innen gegen Militär, das wenig zimperlich vorgegangen ist. Krasse Sache. Die Kolleg*innen meinten, sowas hätten sie in ihrem ganzen Leben noch nicht erlebt.

Wie es sich für eine gute Demokratie gehört, wurde als erstes das Internet abgestellt Donnerstag Nacht. Dann wurden wir ab Freitag alle unter Hausarrest gestellt. Die Ausgangssperre wurde ab Sonntag gelockert, erst durften wir zwei Stunden raus, dann drei, gestern sogar vier und heute ganze SIEBEN! Weiß noch gar nicht, was ich mit soviel Freiheit machen soll.

Gestern Abend ging dann auch mal kurz whatsapp, aber die böse böse Oppositionspartei oder die Student*innen, man weiß es nicht genau, haben die Internetinfrastruktur kaputt gemacht, deswegen geht nur teilweise seit gestern Abend das Internet wieder. Hier in der Bubble beispielsweise (bei den Kolleg*innen in den Nachbarsvierteln nicht), aber die Regierung arbeitet natürlich mit Hochdruck dran. Nur Social Media kriegen sie nicht ans laufen, das ist immer noch blockiert (kurz ging gestern whatsapp, das war ein Highlight), sind also sehr schlaue und technisch versierte Protestler*innen, die im Viertel der Reichen das Internet wieder anstellen und gleichzeitig die Verbindung zu Social Media gekappt lassen können...honi soit qui mal y pense.

Mir gehts gut, ich hab ja glücklicherweise meinen Freund M aus Deutschland, der mir vor Abreise eingebläut hat, immer genügend Wasser und Essen dazuhaben, so dass ich ein paar Tage überleben kann, für den Fall der Fälle. Nudeln und Joghurt ole ole. Kulinarisch wars kein Highlight, aber ich bin satt geworden.

Dafür waren wir gestern in der Freizeit im Club schwimmen, weil ausnahmsweise sogar mal die Sonne geschienen hat (normalerweise ist es schwül, furchtbar heiß und bewölkt) und sind erst um kurz nach 5 gegangen, obwohl die Ausgangssperre um 5 angefangen hat. Während ich mir total verwegen vorkam, waren die Straßen noch voll mit Rikschas und Menschen und Autos. Mein Kollege ist 30min nach Hause gelaufen und meinte, er wäre danach noch auf dem Markt gewesen, da wäre alles offen gewesen. Ausgangssperre Bangladesh-Style. (Keine Sorge, so verwegen bin ich dann nicht, ich war um 17:10 Zuhause und bin keinem einzigen Menschen außerhalb der Straße vom Club begegnet. Und wir sind so viert gegangen.)

Nicht wundern, dass ich also mal wieder nicht erreichbar bin, Social Media und dazu zählen auch whatsapp etc, sind alle abgestellt. Äh immer noch defekt wollte ich sagen. Aber SMS an meine Banglanummer haben eine 50:50 Chance, dass ich sie a) absenden und b) empfangen kann.

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