Meine kleine Asienrundreise hat mich erst zurück nach Dhaka geführt, wo ich mich prompt vier Tage krank ins Bett gelegt habe, nur geschlafen, bißchen Fieber und bah. Montags kam dann leider die Nachricht, dass ich kein Visum für Buthan bekommen habe (ich glaube einfach, die Person, die sich kümmern wollte/sollte, hat es vergessen und deswegen ist das nichts geworden), daher habe ich mutig und spontan Nepal gebucht.
Es gibt 7 UNESCO Weltkulturerbe Sehenswürdigkeiten in und um Kathmandu und natürlich habe ich sie alle besichtigt. Hindutempel, buddhistische Tempel und alte Paläste. Sehr beeindruckend alles, sowohl die Historie als auch die Architektur. Ich hatte auch richtig Glück, weil ich die "Kumari" sehen konnte.
In Nepal leben über 100 verschiedene Ethnien zusammen und einige davon (8 oder so) haben eine Kumari. Das ist ein Mädchen, das in eine buddhistische Familie geboren wird, aber eine menschgewordene hinduistische Göttin ist. Irgendwelche Hohepriester bestimmen anhand von diversen körperlichen und geistigen Zeichen, die das Mädchen aufweisen muss, welches der Kinder es ist. Wenn die Kumari bestimmt ist, dann wird sie ihrer Familie weggenommen und wächst in einer "Pflegefamilie" auf im Kumarihaus, die seit Jahrhunderten das Amt der "Kumari-Pflegefamilie" weitervererbt. Sie darf das Haus nicht verlassen, außer zu religiösen Prozessionen, bei denen sie auf einer Sänfte getragen wird. Einmal täglich zeigt sie sich huldvoll (und krass geschminkt und zurecht gemacht) an einem Fenster in ihrem Innenhof und Menschen schauen sie bewundernd an. Niemand darf sprechen. Niemand darf sie photographieren. Niemand darf sie berühren. Außer der Pflegefamilie. Notfalls ein Arzt. Weil sie ja eine menschgewordene Göttin ist. Wer viel Glück hat, bekommt eine Audienz bei ihr und darf dann einen Luftkuss auf ihren Fuß geben. Was besondere Segnung ist.
Sobald sie ihre Periode bekommt, ist sie nicht mehr göttlich, sondern wird sofort zurück zu ihrer Ursprungsfamilie geschickt und die Suche nach einer neuen Kumari geht los. Seit wenigen Jahren gibt es wenigstens die Regelung, dass der Staat einer Kumari eine kleine Leibrente zahlt, so lange sie lebt.
Es war einerseits beeindruckend, andererseits hatte ich unfassbares Mitleid mit diesem Kind. Der Bürde, die ihm auferlegt wurde. Die isolierten Umstände, in denen es aufwächst. Die absolute Machtlosigkeit (menschliche Gottwerdung hin oder her) gegenüber der Pflegefamilie. Die harten Einschnitte, erst von der Familie weggerissen zu werden und dann, nach jahrelanger Anbetung, wie Müll wieder rausgeschmissen zu werden.
Schwierig.
Aber abgesehen davon habe ich wunderbare Tempel und Paläste gesehen, viel über Nepal gelernt (das Akronym aus der Überschrift hat mir mein Guide beigebracht) und mir zwei richtig schöne Ausflüge gegönnt.
Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich wirklich Geld dafür bezahlen soll, dass mich jemand abholt morgens um 5, nur damit ich den Sonnenaufgang am Himalaya sehen kann - anderthalb Stunden Fahrt raus aus Kathmandu. Und anderthalb Stunden wieder zurück. Ich kann sagen: ja. Es war es absolut wert.
Schon auf der Fahrt, als es raus aus der Stadt ging und der Himmel so gaaaaaanz langsam hellrosa wurde, war ich hin und weg, insbesondere, als wir hoch genug waren, als dass wir die Wolkengrenze passiert haben. Von da an wurde es nur noch schöner. Himalaya plus Wolkendecke unter uns plus Sonnenaufgang - ich hatte Tränen in den Augen, so schön war das, ich war sprachlos vor lauter Ehrfurcht.
Für den nächsten Tag habe ich dann gedacht, wenn die Kohle schon weg ist, dann auch richtig und mir einen Flug zum Mount Everest gebucht, Kathmandu los, den Himalaya lang bis zum Everest, da umdrehen und zurück. Und da wusste ich, dass nicht der Sonnenaufgang am Himalaya, sondern der Flug am Himalaya mit Mt Everest das Schönste ist, was ich jemals gesehen habe. Unfassbar
Auf dem Rückflug von Nepal nach Bangladesch hatten wir dann auch ziemlich Glück mit dem Wetter und konnten noch mal die Berge und den Everest sehen, Wahnsinn!